„Neben dem Alpenrhein wird der Bodensee zu ca. 40% von weiteren Zuflüssen gespeist, die meist keine Vorstreckung haben. Die Schussen beispielsweise mündet in das Flachwasser am nördlichen Ufer des Bodensees. Das Schussenwasser breitet sich weitgehend in der Flachwasserzone abhängig von der Seeströmung aus. Dies bedeutet, dass stoffliche Belastungen aus dem Flusswasser z.B. durch Regenüberläufe bei Niederschlag in die angrenzenden Uferbereiche kommen können. Nachfolgende Animation verdeutlicht die dynamische uferparallele Ausbreitung des Schussenwassers.“ (1)
Wohin fließt das Schussenwasser?
Das zeigt eine Animation des LUBW, welches mit Daten im Zeitraum vom 16. bis 18. April 2009 erstellt worden ist. Das nachfolgende Bild – ein Auszug aus der Präsentation von Dr. Gerhard Moll bei der Infoveranstaltung der BIRDS am 11.6.2024) – ist mit ein paar Erläuterungen versehen, um die gezeigten Vorgänge besser zu verstehen.

Die von BIRDS eingefügten Beschriftungen sind zur besseren Orientierung und zum Verständnis
Abbildung: BIRDS, 2024
Start der Animation: Dieser Link führt zur Seite „Hintergrundinformationen“ der Homepage des LUBW und ermöglicht dort den Start der Animation (Scrollen sie dort weit nach unten, bis sie erscheint). Drücken Sie den Start-Button. Achtung: Mit dem Betriebssystem macOS und dem Browser Firefox kann es Darstellungsprobleme geben.
Alternative: Hier können Sie diese Animation im MP4-Format ansehen. Dieses Format wird praktisch universell unterstützt.
Die zentralen Erkenntnisse aus dieser Animation
1.) Das Wasser der Schussen fließt offensichtlich, beeinflusst durch die Strömung im See, uferparallel mal nach Osten Richtung Malerecke und Argenmündung. Dann wieder am Ufer entlang Richtung Westen, weit in und durch das Naturschutzgebiet Eriskircher Ried in Richtung Friedrichshafen.
2.) Diese Strömungsverhältnisse bestimmen die Wasserqualität in den Flachwasserzonen im Schussendelta. Dies legt den direkten Zusammenhang mit den Badeverboten und der Algenbildung offen.
3.) Das Wasser der Schussen fließt jedenfalls nicht in den tiefen See hinaus. Dort gäbe es einen Verdünnungseffekt und wäre so unschädlich für die Flachwasserzone im Schussendelta.
Einblick in die Realität
Luftaufnahmen zu verschiedenen Zeiten zeigen, wie das Ganze in der Realität aussieht:

Abbildung: Schussendelta am 14.05.2024. An der Mündung tritt hellbraunes Wasser aus, was auf ein vorangegangenes (Stark-)Regenereignis im Schussental hinweist. Die Strömung der Schussen in Richtung Seemitte wird schnell abgebremst (siehe auch unten: Strömungssverhältnisse im Umfeld der Schussenmündung), das Schussenwasser wird dann von der uferparallelen Strömung im See mitgenommen. Gut zu erkennen ist der Eintrag in den seeseitigen Teil des Naturschutzgebietes „Eriskircher Ried“ sowie rechts in den Seebereich vor dem Strandbad Langenargen. Regelmäßig wird dort nach Starkregen ein mehrtägiges Badeverbot ausgesprochen.
Foto: Martin Rehm

Abbildung: Schussendelta am 14.08.2024. Die uferparallele Seeströmung hat die hellbraune Schmutzwasserfahne der Schussen weitläufig verteilt. Sie reicht bis weit nach Norwesten in die Friedrichshafener Bucht. Mitte unten im Bild sind in der Bucht dunkle Stellen zu erkennen. Es handelt sich um Seegrasfelder. Auch diese profitieren von der (unnatürlichen) Nährstofffracht der Schussen und vermehrten sich in 2024 extrem stark.
Foto: Jacob Schantz
Hinzugefügt am 17.11.2024:
Strömungsverhältnisse im Umfeld der Mündung bei Niedrig- und Hochwasser der Schussen

Abbildung: Mündung der Schussen (links; Bild: ISF); berechnete Strömungsverhältnisse bei Niedrig- (mittlere Darstellung) und Hochwasser (rechte Darstellung). Die Farbflächen zeigen die unterschiedliche Fließgeschwindigkeit des Schussenwassers: Von Dunkelblau = 0 m/s über grün, gelb bis rot = 2 m/s 2
Die linke Abbildung zeigt ein Luftbild der Schussenmündung mit deutlich erkennbarem Flussbett. In der 2008 publizierten Studie (2) werden die Ergebnisse zu Strömungsverhältnisse im Umfeld der Schussenmündung gezeigt. Mittlere Darstellung: Bei einem Niedrig-Zufluss von 5 m³/s in den ruhenden See ist der Strahlimpuls nach wenigen hundert Metern verschwunden. Ebenfalls dargestellt ist das Strömungsfeld bei Hochwasser (rechte Darstellung) mit einem Abfluss von 100 m³/s. Die Geschwindigkeiten sind hier zwar 20 fach höher, die Energiedissipation („Energiezerstreuung“) infolge Reibung an des Flusssohle und Turbulenz im Flachwasserbereich sorgt aber dafür, dass sich selbst bei Hochwasser der Schussen kein Impulsstrahl ausbildet, sondern eine fächerförmige Ausbreitung erfolgt. Ohne den Einfluss der Flusssohle dagegen würde der Zufluss von 100 m³ / s einen deutlichen Impulsstrahl von 2 bis 3 km Länge bilden.2
1 Hintergrundinformationen auf der Website der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/wasser/bodenseeonline-beschreibung#bonline_function
heruntergeladen am 17.11.2024
2 Eder, Magdalena, H. Kobus und R. Helmig: Dreidimensionale Modellierung der Hydrodynamik im Bodensee. WASSERWIRTSCHAFT 10 2008;
https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/documents/10184/57792/Dreidimensionale+Modellierung+der+Hydrodynamik+im+Bodensee.pdf
heruntergeladen am 17.11.2024