Leitdämme als mögliche Lösung

Nach der Begradigung des Alpenrheins (Fußacher Durchstich) um 1900 wird der übrig gebliebene Teil „Alter Rhein“ genannt. Er wird nur noch mit Wasser aus den Bächen des St. Galler Rheintals gespeist. Die Wasserführung hat sich völlig verändert: Der Fluss ist zu einem mittelgroßen, langsam fließenden Gewässer mit kurzfristigen Hochwässern geworden.[i]

Nahe der Mündung des Alten Rheins, bei St. Margrethen, wird ein hoher Anteil gereinigtes Klärwasser der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Altenrhein in den Fluss eingebracht. Das Klärwasser ist zeitweise belastet. Das mit Fäkalkeimen und Schadstoffen kontaminierte Flusswasser erreichte die Badestrände links und rechts der Mündung. Entsprechend war die Wasserqualität in den Flachwasserbereichen dort immer wieder problematisch. Es kam regelmäßig zu Badeverboten.[i]

Die Lösung dieses Problems brachten zwei über 600 m lange Dämme, die das Flusswasser hinaus in tiefere Seeschichten leiten.[i]

Die Analogie zur Situation an den Mündung der Schussen bei Langenargen ist offensichtlich: Nur mittels Leitdämmen ist es möglich, das hoch mit Nährstoffen belastete und häufig fäkal verunreinigte Wasser der Schussen dauerhaft von den Uferbereichen links und rechts der Mündung fernzuhalten. Profitieren würde auch das Naturschutzgebiet „Eriskircher Ried“ und seine vorgelagerte Flachwasserzone.

Es böten sich auf und entlang der Leitdämme Möglichkeiten zur Aufwertung dieses Bereiches, ein neues Vogelparadies könnte enstehen.
Und nicht zuletzt: Die für Langenargen und die gesamte Region schädlichen Schlagzeilen „Algenpest bzw. Badeverbot am Bodensee“ würden der Vergangenheit angehören.

Abbildung: Beidseitige Leitdämme an der Mündung des Alten Rheins (Österreich/Schweiz) führen abwasserbelastetes Wasser von der Uferzone weg in eine tiefere Zone des Sees. Hinzugewonnen wurden auf und neben den Dämmen wertvolle Flächen, die eine Steigerung der Biodiversität zur Folge hatten.
Foto: Kanton St. Gallen

Trotz positiver Ergebnisse an der Alten-Rhein-Mündung durch diese sog. „Vorstreckung“ durch Leitdämme und einer gelungenen Gestaltung eines Naturreservats am Alten Rhein (Österreich/Schweiz), [ii] [iii] sind die für das Bodenseeufer auf deutscher Seite verantwortlichen Behörden nicht bereit, sich mit diesem Lösungsansatz eingehend zu befassen. Dabei zeigt dieses Beispiel sehr gut, dass sich der Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser und vor in Gewässern enthaltenen Schadstoffen und mikrobiologischen Verunreinigungen gerade durch kreative Lösungen sehr gut auch mit Naturschutzzielen in Einklang bringen lässt!

Schweizer Fachexperten, die in die Endgestaltung „Alter Rhein“ involviert waren, empfehlen daher, auch an der Schussen durch ein Strömungsgutachten bewerten zu lassen, in welchem Umfang und auf welche Weise (wie weit hinaus, mit welchem Verlauf und in welcher Höhe) durch den Bau von Leitdämmen die auch künftig durch die Schussen zu erwartende Verschmutzung und Beeinträchtigung der Uferzone vermieden werden kann.[iv]

Die Prüfung des Baus von Leitdämmen als alternativer Lösungsansatz mit rascher Wirksamkeit wird seitens der Behörden dennoch kategorisch abgelehnt! [v]


[i] Vgl. Dietsche, D., 2016 S. 151

[ii] Vgl. N.N. 2017c

[iii] Vgl. Dietsche, D. 2011, S. 28 ff.

[iv] Moll, G. 2023

[v] Bär, A., 2022, Seite 8 (III.)