Der belastete Fluss

Die 62 Kilometer lange Schussen gehört zu den am stärksten belasteten Bodenseezuflüssen.[i]

Sie verläuft nördlich von Bad Schussenried durch das oberschwäbische Hinterland bis in den Bodensee. Zusammen mit ihren Zu- und Nebenflüssen erreicht sie eine Gesamtlänge von 204 km.[ii] Sie entwässert ein weites, dicht bevölkertes Einzugsgebiet von rund 815 km2 mit rund 220.000 Einwohnern, darunter auch das Ballungszentrum Weingarten/Ravensburg.[iii] [iv] Insgesamt ist die Bevölkerung im Gemeindeverband Mittleres Schussental im Zeitraum von 2011 bis 2017 um 5,3 % angestiegen.[v] Diese Tendenz ist laut Prognose des Bund-Länder Demografieportals für den Bodenseekreis mit 1-2% pro Jahr weiter steigend.[vi] Große Teile der Landschaft werden durch Ackerbau, Viehzucht und Obstkulturen intensiv genutzt.[vii] Im Einzugsgebiet fallen im Jahr ca. 800 Mio. Kubikmeter Niederschlag, wovon etwa 300 Millionen Kubikmeter den Bodensee bei Eriskirch erreichen.[viii]

Die Schussen im August 2024, ca. 1 km vor der Mündung. Links und rechts ein Naturschutzgebiet, dazwischen das belastete Wasser, welches im Schussendelta wiederholt großflächige Algenteppiche verursacht hat. Dieser Zustand stellt einen Umweltskandal dar.
Fotos: Dr. Gerhard Moll

In ihrem Verlauf nimmt die Schussen das gereinigte Abwasser von 18 Kläranlagen (sog. Punktquellen) auf, darunter zwei mit einer sog. vierten Reinigungsstufe zur Eliminierung von Spurenstoffen. Darüber hinaus werden aber Nähr- und Schadstoffe aus sog. diffusen Quellen an den Kläranlagen vorbei direkt in die Schussen eingeschwemmt.[ix]

Die Schussen macht zwar nur zu 3%[x] des Wasserzustroms aller Zuflüsse des Bodensees aus. Dennoch ist sie für einen bedeutenden Zustrom von eingeschwemmten Schadstoffen verantwortlich. Dies ist insofern besonders problematisch, weil durch ihre geringe Strömungsgeschwindigkeit und die im Mündungsbereich vorhandene Flachwasserzone die Schadstoffe auf-konzentriert und am Ufer abgelagert werden, anstatt sich im Bodensee zu verteilen, wie dies bei allen anderen Zuflüssen am Bodensee der Fall ist.[xi]


[i] Vgl. Triebskorn, R., 2012

[ii] Vgl. Güde H. und D. Straile, 2016, S.19

[iii] Vgl. Triebskorn, R., 2012

[iv] Vgl. N.N., 2023a

[v] Vgl. N.N., 2017b, S. 22

[vi] Vgl. N.N., 2023e

[vii] Vgl. Triebskorn, R., 2012

[viii] Vgl. vgl. Güde H. und D. Straile, 2016, S.17

[ix] Vgl. Güde et al., 2010

[x] Vgl. N.N., 2011, S. 11

[xi] Vgl. Güde et al., 2010