Derzeitiger Status
In einer einer Antwort des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft an den Landtag Baden-Württemberg (Ziffer 8, Drucksache 17 / 3369 Landtag von Baden-Württemberg 13.10.2022: Stellungnahme des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Aktuelle ökologische Probleme am Bodensee) wird die derzeitige Situation bezüglich der „Nähr- und Spurenstoffeinträge“ ersichtlich:
„Das nährstoffhaltige Schussenwasser sorgt für stetigen Nachschub an direkt algenverfügbarem Phosphor. In den letzten Jahrzehnten wurden schon große Fortschritte bei der Minderung der Nähr- und Spurenstoffeinträge in die Schussen erzielt. Die Optimierungspotenziale der Kläranlagen im Einzugsgebiet der Schussen sind weitestgehend ausgeschöpft.
Auch im Bereich der Regenwasserbehandlung wurden schon vielerorts weitergehende Maßnahmen umgesetzt. Die Einträge durch Regenüberlaufbecken (RÜB) und aus sonstigen Regenwasseranlagen sollen nun jedoch nochmals verstärkt betrachtet und weitere Optimierungspotentiale untersucht werden.
Zur Reduzierung von Einträgen aus diffusen Quellen soll eine Sensibilisierung der Beteiligten erfolgen um dann gemeinsam mit diesen zu prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, Nährstoffeinträge in die Schussen und ihre Zuflüsse möglichst gering zu halten.„
Welche Quellen können für einen Phosphoreintrag verantwortlich sein?
Dazu gehören Einleitungen aus sogenannten Punktquellen, zum Beispiel aus kommunalen Sammelkläranlagen (im Normalbetrieb) oder von urbanen Flächen (Regenwassereinleitungen aus Siedlungsflächen und Mischwasserentlastungen) sowie diffuse Einträge durch Erosion von Ackerflächen, Abschwemmungen oder Einträge aus Drainagen.
Phosphoreinträge in die Schussen
Bei abschätzenden Erhebungen zum Mengeneintrag von Phosphor in die Schussen wurde im Rahmen des METRIS-BW-Projekts (Modelling of Emissions and Transport in River Systems für Baden-Württemberg, 2014) folgende Ergebnisse erzielt (Stand: 2019)1:

Tabellen-Darstellung, Mengen-Berechnungen und Bewertungen durch BIRDS, 2024
*Dieser Wert ist bekannt und diente als Grundlage für die Extrapolation der übrigen Werte1
**interflow, Zwischenabfluss, Hangzugswasser: Abflussform an Hängen, die in Erdoberflächennähe und annähernd oberflächenparallel erfolgt, ohne das Grundwasser zu erreichen
***Der Summenparameter Gesamtphosphor (Pges) umfasst im Abwasser die organischen Phosphorverbindungen sowie die anorganischen Phosphorverbindungen Orthophosphat-Phosphor und Polyphosphat. Orthophosphat-Phosphor (o-PO43-) stellt im Abwasser meist den größten Anteil. Die Konzentration von Orthophosphat kennzeichnet den Gehalt an direkt pflanzenverfügbarem Phosphor im Wasser. Grenzwerte nach Verordnungen der Bundesrepublik Deutschland werden als ortho-Phosphat angegeben. Die Phosphorwerte (sowohl Orthophosphat als auch Gesamtphosphor) stehen bei Flüssen auch im Zusammenhang mit dem Abflussgeschehen. Starke Niederschläge führen durch Erosion zu einem erhöhten Phosphoreintrag von landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Schlussfolgerungen
Die in der Tabelle dargestellten, mengenmäßigen Phosphoreinträge (in absteigender Reihenfolge) lassen folgende Schlussfolgerungen zu:
1. Dort, wo die Bedeutung sehr hoch ist (Erosion, Abschwemmung: 32,6 t Phosphor/Jahr), lässt sich am wenigsten machen. Denn es handelt sich um sogenannte „diffuse Quellen“. Diese sind praktisch nicht fassbar. Auch die Punktquelle „Urbane Flächen“ ist von großer Bedeutung. Hierunter fallen Mischwasserentlastungen und Einleitungen über Regenwasserkanäle. Das Problem sind dabei Starkregenereignisse, deren zeitliches und räumliches Auftreten nicht vorhersehbar sind. Entsprechend sind z.B. Planungen von weiteren Regenüberlaufbecken (Größe und Ort) nur auf Verdacht hin und nur sehr begrenzt möglich. Als Maß für die Wassermenge dienen geringe bis mittlere Niederschläge. Stärkerer Regen oder gar Starkregen führen daher unweigerlich zum Überlaufen.
2. Da die „Optimierungspotenziale der Kläranlagen bezüglich Phosporeliminierung im Einzugsgebiet der Schussen weitestgehend ausgeschöpft sind“ (Zitat von oben), kann mit dieser Stellschraube praktisch nichts mehr beeinflusst werden.
3. Die übrigen Eintragsquellen sind mengenmäßig gering und können ohnehin nicht oder nur mäßig beeinflusst werden.
Fazit
Aus Sicht der BIRDS sind die geplanten Maßnahmen der Behörden zur Lösung dieses Problems ineffektiv und beanspruchen finanzielle und personelle Ressourcen, ohne das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Die Herausforderungen bei der Verringerung von Phosphoreinträgen stellen die Behörden vor unlösbare Schwierigkeiten.
1 N.N., RP Tübingen, 2023 – Vortrag zum Informationstermin Algenwachstum im Bodensee im Bereich von Langenargen vom 30.08.2022 – Heruntergeladen 28.10.2024